Mikroaggressionen am Arbeitsplatz - Tipps zur Vermeidung
Aussagen wie "Jetzt sei doch nicht gleich so emotional!" oder "Du sprichst aber gut Deutsch!" nennt man auch Mikroaggressionen. Diese können bewusst, aber unter Umständen auch unbewusst und gar nicht böse gemeint sein. Trotzdem oder auch gerade deswegen sind sie übergriffig und verletzend. Doch was genau sind Mikroaggressionen und was macht sie besonders am Arbeitsplatz problematisch?
Was sind Mikroaggressionen?
Der Begriff Mikroaggression stammt aus der Sozialpsychologie und wurde vom Psychiater Chester Pierce geprägt.
Dabei bezeichnet der Begriff, Demütigungen in der alltäglichen Kommunikation, die abwertende oder rassistische Aussagen und Beleidigungen gegenüber der Zielperson oder -gruppe betreffen.
Für marginalisierte Personen sind Mikroaggressionen oft Alltag - leider auch im Berufsleben. Marginalisierte Personen können Individuen oder Bevölkerungsgruppen sein, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, wie zum Beispiel Schwarze Personen, PoC (People of Color), Personen, die Teil der LGBTQ+ Community sind oder auch Personen mit Behinderung. Von Personen der normativen Mehrheit, z. B. weiße, heterosexuelle, cisgender Personen, bleibt das Auswirkungen solcher Aussagen oft unbemerkt. Aufgrund der eigenen Privilegien fällt es dann oft gar nicht auf, was für ein Leid Mikroaggressionen anrichten können.
Beispiele für Mikroaggressionen
Es gibt unzählige Beispiele für Mikroaggressionen am Arbeitsplatz, wie:
Kommentare wie "Für mich sind alle Menschen gleich." oder "Ich sehe keine Farben." sind beispielsweise problematisch. Sie sprechen den angesprochenen Personen ihre Erfahrungen ab, die sie aufgrund struktureller Diskriminierung gemacht haben. Als Weiße Person ist es beispielsweise sehr einfach zu sagen, dass sie keine Farbe sehe, denn sie wird nicht aufgrund ihrer Hautfarbe oder anderer Merkmale benachteiligt und bemerkt unter Umständen das Problem gar nicht.
Wenn heterosexuelle cis-Männer, eine homosexuelle Person auffordern, sich mal wie "ein richtiger Mann" zu verhalten.
Unterbrechen von Personen in Meetings (häufig auch bei Frauen) oder deren Idee als unwichtig abtun.
Nicht zu bemerken, dass das Büro überhaupt nicht barrierefrei ist, zum Beispiel weil kein Aufzug vorhanden ist, wenig Platz zwischen den Schreibtischen etc.
Solche Mikroaggressionen erschweren eine inklusive Arbeitsgemeinschaft ungemein, denn viele Personen der normativen Mehrheit reagieren oft mit Unverständnis, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihr Verhalten übergriffig ist. "So ein kleiner überhaupt nicht böser gemeinter Kommentar, das sei doch übertrieben, da so verletzt zu reagieren." Doch Betroffene bekommen nicht nur eine diskriminierende Äußerung zu hören, sondern viele und diese immer wieder.
Auswirkungen von Mikroaggressionen auf unser Wohlbefinden
Emotionale Erschöpfung: Durch Mikroaggressionen wird oft die Identität eines Menschen mit all den dazugehörigen Erfahrungen in Frage gestellt. Gerade wenn Menschen der normativen Mehrheit auf ihre Mikroaggressionen aufmerksam gemacht werden, kommt es zu Unverständnis. Es werden Erklärungen gefordert. Dies führt dazu, dass marginalisierte Personen sich immer wieder erklären und rechtfertigen müssen. Rechtfertigungen, die beispielsweise einer Weißen Person nie ausgesetzt sein werden. Der Druck sich ständig beweisen zu müssen, kreiert enormen Stress und damit auch extreme Erschöpfung.
Ausschluss aus der Mehrheit: In Artikeln und Studien werden Mikroaggressionen häufig auch als "Tod durch tausend Stiche" beschrieben. Durch Mikroaggressionen am Arbeitsplatz werden marginalisierte Personen durch immer wieder verletzende Äußerungen aus der Mehrheit ausgeschlossen.
Begünstigung einer Depression: Die Forschung zeigt, dass Mikroaggressionen mit Symptomen von Trauma zusammenhängen und damit auch ein erhöhtes Risiko für Depressionen darstellen.
Das heißt egal, ob solche Äußerungen böse gemeint sind oder nicht, sie sind einfach übergriffig und nicht angebracht. Eine aufrichtige Entschuldigung ist fällig und nicht ein "ja aber ich meinte ja nur". Natürlich kann jeder mal Fehler machen. Wichtig ist das Reflektieren der eigenen Aussagen.
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Was können Arbeitsgebende gegen Mikroaggressionen tun?
Was können wir also tun, um Mikroaggressionen, Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen? Die Antwort ist Aufklärung und Lernen.
Die Verantwortung, Strategien zur Lösung dieses strukturellen Problems zu entwickeln, liegt vor allem bei der normativen Mehrheit und nicht allein bei den marginalisierten Gruppen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns unserer Privilegien bewusst werden. Das kann nur durch Bildung und die Förderung von Empathie am Arbeitsplatz geschehen. Deshalb ist es auch die Aufgabe von Unternehmen, Lösungen zu entwickeln, die ein inklusives Arbeiten möglich machen.
Folgende Herangehensweisen können Unternehmen dabei helfen:
Es braucht Trainings und Schulungen am Arbeitsplatz, die das Thema Mikroaggressionen, Rassismus und Diskriminierung adressieren. Auch wenn es schmerzhaft ist: Eigene Stereotype müssen sich bewusst gemacht werden, um zu verstehen, dass wir alle in einem rassistischen System groß geworden sind. Nur so kann Veränderung auch am Arbeitsplatz stattfinden.
Arbeitsplatzpolicies zum Umgang mit Mikroaggressionen erstellen und in den Dialog treten: Einen offenen und fairen Umgang im Team erlernen, sodass niemand ausgeschlossen wird.
Regelmäßige Umfragen über das Wohlbefinden und Zugehörigkeitsgefühl im Team durchführen.
Förderung von Austausch in einem Safe Space: Das geht sowohl formal im Arbeitskontext oder bei einer Unterhaltung in einem privaten Setting.
Wichtig: Respektiere in einem Gespräch die Grenzen von Menschen aus marginalisierten Personengruppen. Nicht jeder Mensch mit diesen Erfahrungen ist auch bereit darüber zu reden und zu diskutieren.
Fazit
Mikroaggressionen sind am Arbeitsplatz leider noch geläufig, weswegen es besonders die Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft ist, diese zu erkennen, zu reflektieren und aus dem Sprachgebrauch zu streichen.
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Quellen:
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