Warum ist es uns so wichtig, Teil einer Community zu sein?

Es ist Donnerstagabend: Der Fernseher läuft, mein Handy blinkt und ich sitze mit einem Glas Wein auf dem Sofa. Am Gammeln.... Eigentlich ist alles gut und ich habe einen entspannten Abend. Trotzdem bin ich unzufrieden. Ich denke an das vergangene Wochenende. Da war ich mit einer Freundin in der Sonne spazieren. Es war super schön und ich hatte gute Laune! Es hat gut getan, mal wieder jemanden zu sehen und sich auszutauschen. Wir haben darüber gesprochen wie sehr wir uns freuen, wenn die Tanz- und Fitnessstudios wieder öffnen. Ich habe mich verstanden und eingebunden gefühlt. Leider fühle ich mich jetzt gerade gar nicht so.

Warum ist es so wichtig, mich als Teil von einer Freundschaft oder Community zu fühlen? 

Das psychologische Grundbedürfnis nach Bindung

Im Laufe meines Psychologiestudiums habe ich gelernt, dass es neben physiologischen Grundbedürfnissen wie zum Beispiel Essen oder Schlaf auch psychologische Grundbedürfnisse gibt. Dazu zählen neben Bedürfnissen wie Autonomie und Kompetenz auch das Bedürfnis nach Bindung und sozialer Eingebundenheit. Vor allem in der Kindheit war es extrem wichtig eine verlässliche Bezugsperson zu haben, die sich um uns gekümmert hat. Haben wir dieses Grundvertrauen in der Kindheit nicht entwickelt, kann es sein, dass wir auch heute unsicher sind, neue Beziehungen einzugehen. 

Ich glaube jede*r weiß spätestens seit Corona wie es sich anfühlt, wenn das Bedürfnis nach Bindung nicht erfüllt ist. Es hat einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden: Fühlen wir uns dauerhaft einsam, kann dies ernsthafte Krankheiten nach sich ziehen wie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für:

  • Depressionen

  • Demenz

  • Herzinfarkte

  • Schlaganfälle

Neben vielen anderen Studien zeigt auch die Arbeit von Killgore und Kolleginnen (2020), dass Einsamkeit eine nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefährdung darstellt. In der Untersuchung gab fast jede*r Zweite an, sich überdurchschnittlich einsam während der Corona-Pandemie zu fühlen, was mit einem höheren Risiko für Depressionen und Suizidgedanken zusammen hing. 

Im Umkehrschluss ist es auch super für unser Grundbedürfnis und damit für unsere Gesundheit, wenn wir uns in einer Gemeinschaft befinden, die uns das Gefühl von sozialer Eingebundenheit vermittelt. 

Was ist eine Gemeinschaft?

Gemeinschaften bilden sich häufig aufgrund von Ähnlichkeiten wie dem gleichen Hobby, ähnlichen politischen Beweggründen oder auch räumlicher Nähe wie der Nachbarschaft. 

Oft werden Gemeinschaften deshalb nach ihrem Ziel in verschiedene Arten aufgeteilt: 

  • Aktionsgemeinschaften bilden sich, um gemeinsam etwas in der Welt zu verändern, zum Beispiel mehr nachhaltige Veränderung in unserer Gesellschaft anzustoßen. 

  • Communities der Praxis bilden sich aufgrund einer gemeinsamen Aktivität, zum Beispiel in Form einer Plattform für den Austausch unter Wissenschaftler*innen.

  • Lokale Gemeinschaften bilden sich aufgrund von geographischer Nähe, wie zum Beispiel bei der Nachbarschaftshilfe

  • Interessens-Communities bilden sich aufgrund von gemeinsamen Interessen, wie zum Beispiel Kochen oder Fußball.

  • Communities der Umstände bilden sich aufgrund einer gemeinsamen Situation oder Herausforderung, mit der Menschen konfrontiert sind, wie zum Beispiel einer schweren Krankheit.

Communities können uns Orientierung geben und uns helfen herauszufinden, wer wir sind und wohin wir wollen. Sie haben auch das Potenzial, etwas zu bewegen und zu inspirieren.

Viele von uns kennen das Gefühl auf einer Demo gemeinsam für etwas Größeres als uns selbst einzustehen. Oder auch auf einem Konzert oder in einem Fußballstadion können wir gut das Empowerment spüren, welches durch Community zustande kommt. Auch wenn ich kein großer Fußballfan bin: Wenn ich gemeinsam mit den anderen im Stadion stehe und gebannt auf den Platz starre, fühlt sich das wirklich überwältigend an.

Gemeinschaft am Arbeitsplatz

Auch eine Gemeinschaft am Arbeitsplatz spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden eines Menschen. Durch den Aufbau einer starken, unterstützenden Gemeinschaft fühlen sich die Mitarbeiter wertgeschätzt und verbunden, was wiederum zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Zusammenarbeit führt.

Stell dir vor, das Gefühl von Gemeinschaft, das du bei einem Spaziergang mit einer Freundin oder im Stadion erlebst, könnte auch deinen Arbeitsalltag prägen.

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Fazit: Teil einer Community zu sein ist wichtig für unsere Psyche

Das Bedürfnis, Teil einer Gemeinschaft zu sein, ist tief in unserer psychologischen Verfassung verwurzelt und hat entscheidende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Ob es die Wärme und Verbundenheit bei einem Spaziergang mit einer Freundin, die kollektive Energie bei einer Demonstration oder das gemeinsame Erlebnis in einem Fußballstadion ist - all diese Momente erfüllen unser grundlegendes Bedürfnis nach Bindung und sozialer Eingebundenheit.

Communities bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern sind auch ein Raum für Identitätsbildung, gegenseitige Inspiration und kollektives Handeln. Sie spiegeln unsere Interessen, Herausforderungen und Ziele wider, von Hobby- und Aktionsgruppen bis hin zu professionellen Netzwerken.

Auch am Arbeitsplatz ist das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft ausschlaggebend. Zusammenfassend ist das Streben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, nicht nur ein Wunsch, sondern eine essenzielle Komponente unserer psychischen Gesundheit und persönlichen Entwicklung.

Quelle: 

Killgore, W. D. S., Cloonan, S. A., Taylor, E. C. & Dailey, N. S. (2020). Einsamkeit: Ein typisches Problem der psychischen Gesundheit in der Ära von COVID-19. Psychiatry Research, 290, 113117. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.113117

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