Persönlichkeit und Hilfeverhalten: Gibt es eine Helferpersönlichkeit?
Es gibt Menschen, die helfen besonders gerne. Vielleicht habt ihr auch jemanden im Freundeskreis oder ihr seid es selbst: Eine Person, die immer bereit ist, zu helfen. Egal wann, egal wo, sie bietet ihre Unterstützung an, engagiert sich, wo sie nur kann und hat den größten Spaß dabei. Woher kommt das? Gibt es so etwas wie eine “Helferpersönlichkeit” oder kommt es vielmehr auf die jeweilige Situation an, ob wir helfen oder nicht?
Hintergrund: Was ist unsere Persönlichkeit aus wissenschaftlicher Sicht?
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Persönlichkeitsmodelle wie zum Beispiel das in der Forschung sehr bekannte Modell der Big Five. Ein Modell, das im Kontext von Hilfeverhalten sehr interessant ist, ist das HEXACO-Modell, welches auf den Big Five aufbaut, allerdings nicht fünf, sondern sechs Hauptdimensionen der Persönlichkeit beschreibt. Zu den Dimensionen gehören:
- Ehrlichkeit-Bescheidenheit
- Emotionalität
- Extraversion
- Verträglichkeit
- Gewissenhaftigkeit
- Offenheit für neue Erfahrungen
Jeder Mensch hat unterschiedliche Ausprägungen auf den sechs Dimensionen, womit ein Persönlichkeitsprofil erstellt werden kann.
Wie genau hängen Persönlichkeit und Hilfeverhalten zusammen?
Die differentielle Psychologie (Persönlichkeitspsychologie) beschäftigt sich mit der Erforschung von Merkmalen, die sich nicht so leicht durch die Situation verändern, sondern über einen längeren Zeitraum relativ stabil bleiben, was wir im Alltag als Persönlichkeitsmerkmale kennen. So zeigen Studien, dass verschiedene Persönlichkeitsmerkmale Hilfeverhalten erklären können. Eine wichtige Rolle spielen Verträglichkeit (engl. Agreeableness) und Ehrlichkeit-Bescheidenheit (engl. Honesty-Humility).
Verträglichkeit
Verträglichkeit beschreibt wie Menschen sich zwischenmenschlich verhalten. Hat eine Person eine hohe Ausprägung in Verträglichkeit ist sie eher mitfühlend, tolerant, friedlich und kooperativ. Hat die Person eine niedrige Ausprägung in Verträglichkeit zeigt, sie eher egozentrisches Verhalten oder Sturheit.
Ehrlichkeit-Bescheidenheit
Ehrlichkeit-Bescheidenheit beschreibt eher so etwas wie Aufrichtigkeit, Fairness und Loyalität im Gegensatz zu Hinterlist oder Gier.
Eine Helferpersönlichkeit könnten wir dann womöglich so beschreiben: Die Person ist sehr empathisch und zeigt großes Mitgefühl. Sie hat ein hohes Gerechtigkeitsempfinden und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Person davon überzeugt ist, dass ihr Handeln etwas bewirken kann. Sie ist selbstwirksam und weiß, dass sie über die nötigen Kompetenzen verfügt, die es zum Helfen braucht.
Es ist nicht nur die Persönlichkeit: Hilfsbereitschaft hängt auch von der Situation ab
Nicht nur die Persönlichkeitspsychologie, sondern vor allem auch die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit dem Thema Hilfeverhalten. In der Sozialpsychologie geht es darum, Aspekte der Situation zu erforschen, die Hilfeverhalten wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen. Aspekte der Situation, die Hilfeverhalten wahrscheinlicher machen sind zum Beispiel die Kultur oder auch die eigene Stimmung.
Studien zeigen, dass wir Personen, die wir als Teil der eigenen Kultur oder Gruppe wahrnehmen, eher helfen als Menschen, die wir als nicht zugehörig wahrnehmen.
Auch unsere Stimmung beeinflusst, ob wir helfen oder nicht. Das liegt unter anderem daran, dass wir mit guter Stimmung unser Leben und andere zum Beispiel eine Person, die Hilfe benötigt, positiver wahrnehmen. Wenn wir jemandem helfen, hilft das wiederum unsere gute Stimmung aufrechtzuerhalten und zu verlängern.
Fazit
Wir können also festhalten, dass Verträglichkeit und Ehrlichkeit-Bescheidenheit Dimensionen der Persönlichkeit sind, die Hilfeverhalten wahrscheinlicher machen. Jede:r von uns hat diese Ausprägungen mehr oder weniger stark. Jetzt könnten wir ja denken: “Gut entweder hab ich halt diese Persönlichkeit oder nicht. Kann ich ja nichts dafür, wenn ich keine Helferpersönlichkeit bin.”
Gute Nachricht: Das Ganze ist nicht in Stein gemeißelt. Die Persönlichkeit allein kann Hilfeverhalten nicht erklären, da Aspekte der Situation wie die Stimmung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben. Uns diese Aspekte bewusst zu machen, kann unser eigenes Hilfeverhalten also wahrscheinlicher machen.
Auch ein positives Umfeld zum Beispiel eine unterstützende Community kann unsere Stimmung und unser Zugehörigkeitsgefühl verbessern und so Hilfeverhalten begünstigen. Zwopr ist eine Möglichkeit, Teil einer Helfer-Community zu werden. Hier kannst du dich mit anderen Menschen in der Umgebung vernetzen und so Hilfe, Skills und gemeinsame Interessen austauschen und entdecken.
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Quellen
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